Im letzten Dezember unternahmen wir eine Reise von Lima aus nach Nazca, gelegen auf einem Wüstenplateux in etwa 500 Meter Höhe. Es war eine interessante Fahrt durch zerklüftetes Terrain, Bergpässe und üppigen Oasen. Wir hielten am Nazcalinien Aussichtsturm, wo wir bereits die ersten Geoglyphen bewundern konnten; den Baum und die Hände.
Die Bedeutung dieser Geoglyphen bleibt weiterhin ein Rätsel, obwohl über die Jahre viele Theorien über sie entstanden waren. Maria Reiche widmete den gröβten Teil ihres Lebens dem Studium der Linien und Geoglyphen und sie wurde in ihren letzten Lebensjahren zur Ehrenbürgerin Peru ernannt. Ich hatte in den späten 80igern Jahren das Glück sie noch persönlich im Hotel Nazca Lines kennenzulernen. Sie war bereits blind und bettlägrig, aber geistig völlig klar und ich hatte ein beeindruckendes Gespräch mit ihr.
Obwohl die meisten Forscher nicht Reiches Idee, dass die Figuren einen astronomischen Kalender darstellen, teilen, war sie dennoch diejenige, die die Welt auf die Nazcalinien aufmerksam gemacht hatte. Über 40 Jahre hatte sie in der Wüste gelebt und die Geoglyphen genau vermessen.
Die Linien enstanden durch das Enfernen der oberen Schicht, gekennzeichnet von Magan- und Eisenoxyden, die auch als ‘Wüstenlack’ bezeichnet wurde. Dadurch wurden die kontrastierenden helleren Lehmschichten darunter sichtbar. Waren die Linien Landebahnen für Auβerirdische oder waren sie eher Hinweise auf die umliegenden Berge und Wasserquellen? Waren die Tierfiguren dazu bestimmt von verschieden Familiengruppen rituell gelaufen zu werden oder sind sie ein Echo von Dunkelwolkenkonstellationen auf der Milchstraβe oder aber sind sie mit schamanischen Riten verbunden? Das letzte Wort ist noch längst nicht gesprochen worden. Vor Kurzem sind noch einige neue zu den Nazca- und Palpalinien zugehörige Geoglyphen gefunden worden, und es bleibt bestimmt viel Raum für neue Speakulationen. Unsere Gruppe konnte am folgenden Tag manche der berühmtesten Geoglyphen in einem Überflug in einer kleinen Cessna Maschine bewundern.
Wir quartierten uns für vier Nächte auβerhalb der weniger bemerkenswerten Stadt Nazca ein. Genauer gesagt, in einer alten Hacienda mitten in der Wüste gelegen, die in ein wunderbares ländliches Hotel umgewandelt worden war, mit einladenden Gärten, wo stattliche hohe Bäume willkommenen Schatten spendeten, einem erfrischenden Schwimmbad, einem dort ansässigen Lama und einer wunderbaren Kunstsammlung. Es war der perfekte Ort, von dem aus wir in den nächsten Tagen die Umgebung erkundeten. Vegane Halbpension war dort für uns inbegriffen.
Ein besonderer Ausflug führte uns tiefer in die Wüste zur zeremoniellen Pilgerstadt von Cahuachi, wo etwa 40 pyramidenförmige Hügel gefunden worden waren. Obwohl dies ein groβer Ort gewesen war, stimmen die Archäologen darin überein, dass dies keine ständig bewohnte Stadt gewesen sei, denn es sind keine Wohngebäude gefunden worden und auch kein Hausmüll. Stattdessen gab es Reste von Pfählen zum Aufschlagen von groβen Zelten, die wahrscheinlich in Zeremonien verwendet wurden. Die Anlage wurde in den letzten Jahren restauriert und es lohnt sich ein Besuch.
Auch besuchten wir Acongalla, einer der Puquios in der Nähe unseren Hotels. Dies waren Eingänge zu unterirdische Brunnen und Kanälen. Da es hier keinen Regen gibt, konnte die Nazca Kultur nur eine Oase mitten in der Wüste einrichten, indem sie das kostbare Wasser, das von den Schneegletschern im Hochland stammte, maximal nutzten. Dies taten sie durch das Bauen von unterirdischen Aquädukten, um damit die Verdunstung des Wassers zu verhindern.
Ein weiterer Ausflug galt den Buena Fe Linien auβerhalb der Stadt. Nachdem wir einen kleinen Hügel hochgeklettert waren, konnten wir ein trapezförmiges Geoglyph erkennen.
Im letzten Abendlicht besuchten wir noch das ehemalige Inka Verwaltungszentrum von Paredones, ehe wir zu unserem Hotel zurückkehrten.
Ein Tagesausflug im Sandbuggy führte uns nach San Fernando an der Küste. In diesem wunderbaren Naturschutzgebiet kann man Seelöwen, Humboldt Pinguine, Inka-Seeschwalben, Pelikane, Truthahngeier und viele andere Vögel leicht beobachten, denn sie kommen hier in groβen Scharen vor.
Wir hatten groβes Glück, denn wir konnten mehrere Kondore über die Bucht gleiten sehen. Dieser majestätische Vogel hat eine Flügelspanne von fast drei Metern und er kann bis zu 8,000 Höhe fliegen indem er sich von den Thermen tragen lässt. Leider ist der Kondor aber auch bereits bedroht. Einer der erwachsenen Vögel flog so nah über unsere Köpfe hinweg, dass wir alle den Luftzug spüren konnten. Welch ein Privileg das Neue Jahr mit einer so nahen Begegnung zu beginnen (es war nämlich der erste Januar!) – ein Geschenk der Apus (Schutzgeister)! Es hätte uns gar nicht besser treffen können!
Wir waren traurig Nazca zu verlassen… Auf dem Rückweg nach Lima besuchten wir noch die beliebte Wüstenoase der Huacachina, wo wir ein veganes Mittagessen im Hotel Mossone einnahmen. So saβen wir gemütlich auf der Terrasse mit Blick auf die Lagune und lieβen uns mit Spargel a la Vinaigrette, gefolgt von einem Champignon Saltado (eine Art von peruanischem Geschnetzelten) bewirten.