Vor Kurzem machten wir bereits zum zweiten Mal ein Volontariat bei Animal Aid Unlimited in Udaipur, Rajasthan. Ich fühlte mich sofort wieder zuhause dort als ich meine menschlichen und pelzigen Freunde begrüsste – an viele von ihnen konnte ich mich noch erinnern. Diesmal begleitete mich meine Freundin Nancy, die mit mir eine 36-tägige Indienreise unternommen hatte. Nancy ist eine erfahrene Hundemutti und hat lange Zeit in Tierheimen gearbeitet. Ich habe es sowieso ihr zu verdanken, dass ich die Bekanntschaft mit diesem wunderbaren Projekt machte.
Das Tierheim wurde von Erika Abrams, ihrem Partner Jim Myers und ihrer Tochter Claire aus den USA gegründet. Sie hatten sich vor Jahrzehnten auf einer Indienreise in Udaipur verliebt. Sie leben selbst auf dem Gelände und haben ihr ganzes Leben den kranken, verletzten und misshandelten Tieren gewidmet, die täglich im Heim aufgenommen werden und pflegen sie dann liebevoll wieder gesund wann immer möglich.
Das Bewundernswerte an diesem Projekt ist, dass es so ganzheitlich ist. Jeden Tag gibt es hier Neuankömmlinge von Kühen, Hunden und Eseln, die alle dringend Hilfe brauchen. Sie werden im Projektkrankenwagen hierher transportiert. Die Tiere werden dann sofort von Tierärzten behandelt (oftmals kommen sie auf die Intensivstation). Hiermit beginnt ihr langer Weg zur Genesung von Wunden, Trauma und Missbrauch.
Für manche der Tiere ist es das erste Mal, dass sie sich in einer fürsorglichen und liebevollen Umgebung wiederfinden, wo sie lernen können Menschen zu vertrauen. Nicht alle werden ihre Gesundheit und den Gebrauch ihrer Glieder wiedererlangen. Manche Tiere kommen nach Straßenunfällen mit ernsten Wirbelsäulenverletzungen an und sind oft teilgelähmt. Aber alle Tiere bekommen eine Chance und es gibt nichtsdestotrotz viele Erfolgsgeschichten.
Wie ernst auch immer die Verletzungen oder das Trauma der Tiere gewesen sein mögen, sie spüren einfach, dass sie nun in Sicherheit sind und Unterstützung und Liebe erhalten.
Viele Kühe sind dem Tod nahe wenn sie eingeliefert werden und das Heim kann ihnen dann nur mit schmerzstillenden Mitteln in dem langen Todesprozess helfen. In Rajasthan ist es verboten mit Euthanasie einzugreifen. Die Kühe erkranken meist an den großen Mengen von Plastikmüll, den sie fressen und der sich dann in ihren Därmen anstaut und sie zum Schluss umbringt. Leider kann dieser Müll auch nicht durch operative Eingriffe entfernt werden.
In den verschiedenen ‘Hundehimmeln’ gibt es blinde und behinderte Hunde, die von dem engagierten Personal und den Freiwilligen versorgt werden. Sie bekommen dort Physiotherapie und oft warten sie aufgeregt auf ihren Turnus, um in den Hunderollstühlen Gassi zu gehen.
Bei den seit langem dort arbeitenden Angestellten handelt es sich oft um Bewohner der Nachbardörfer. Darunter gibt es viele, die selbst Tragödien in ihrem Leben erlebt hatten, wie etwa der hingebungsvolle halb gelähmte Mitarbeiter, der die behinderten Hunde täglich mit Futter und Medizinen versorgt und sie liebevoll badet. Es gibt mir Hoffnung solche Szenen zu beobachten.
Viele Angestellte dort sind Frauen, die durch ihren Job mit Animal Aid mehr geachtet werden und sozial eingebunden sind. Oftmals haben sich als Resultat ihre Lebensperspektiven grundlegend geändert. Sie haben alle ein riesengroßes Herz und geben den Tieren viel Liebe.
Es ist fantastisch zu beobachten wie sich die Denkungs- und Handlungsweise gegenüber den Tieren allmählich in Indien verändert. Daran hat die Organisation einen großen Anteil. Inzwischen wird sie oft geordert, wenn sich ein Tier in Not befindet.
Besucher sind stets willkommen. Sie werden mit den täglichen Problemen in den unterschiedlichen Bereichen der Tierpflege vertraut gemacht und können dann helfend eingreifen, sowie sich länger mit einzelnen Tieren befassen. Aber zuerst werden sie im Bereich der Farmtiere sensibilisiert, wo sie enthusiastisch von den Schafen, den Hühnern, den Kälbern und den Baby Eseln begrüßt werden. Sie können sich dann mit den Tieren näher befassen indem sie sie füttern, sie bürsten, die Kacken zusammenkehren und auflesen und sie streicheln.
Freiwillige sind ebenfalls jederzeit willkommen, ob nur einen halben Tag, oder Wochen und Monate. Die Liebe und Fürsorge, die sie den Tieren geben kommt tausendfach zurück – viele Freiwillige finden selbst Heilung durch die intensive Betreuung unserer pelzigen Freunde. Ausserdem sind sie nun in einer Gruppe von solidarischen Pflegern miteingegliedert.
Es wird dich niemals reuen eine Zeit bei Animal Aid zu verbringen, denn dort kannst du wirklich nützlich sein und du wirst reich beschenkt zurückkommen! Es ist nicht unbedingt notwendig bereits Erfahrungen mit Tierheimen zu haben oder spezifische Fähigkeiten vorzuweisen (natürlich sind sie hilfreich), das Allerwichtigste ist ein großzügiges offenes Herz! Vielleicht wirst du auch überrascht sein, was du über dich selbst dabei lernst. Ich wusste vorher gar nicht wie sehr mich Kühe und Esel anziehen, ehe ich engeren Kontakt mit ihnen bei Animal Aid hatte. Kühe können so sanft sein! Bei Eseln schmilzt einfach mein Herz – sie drücken ihren Schmerz nicht aus wenn sie misshandelt werden – viele von ihnen haben unsagbar viel durchgemacht da sie über ihre Schmerzensschwelle hinaus getrieben wurden.
Gerne nimmt Animal Aid Spenden entgegen. Der tägliche Bedarf an Futter, Medizin, Pflegemitteln und vielem mehr, ist groß. Eine Tierklinik ist geplant, doch fehlt Geld für Bauland und Baumaterial.
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Photos: Oda Seedhouse & Nancy Alexander
Toller Artikel👍🏻 Und die ganzen Tiere sehen so gepflegt aus! Wirklich klasse.