Nachdem ich im März 2023 meine nette Reisegruppe in Delhi zum Flughafen für ihren Heimflug geschickt hatte, flog ich zur „weißen Stadt“ von Udaipur. Ich hatte meine Unterkunft im Gästehaus (Girnar Villa) meiner Freunde Satyapal Singh Dodia und seiner Frau Jhyotsna Jhala in Ambamata gebucht und freute mich sehr, sie wiederzusehen. Sie quartierten mich in einem sehr schönem und romantisch anmutenden Zimmer mit einem phantastischten Blick auf die Altstadt und den Pichola-See. Ich wurde wie ein Familienmitglied willkommen geheiβen. Eines Abends aßen wir zusammen bei ein paar Bieren zu Abend, begleitet von angeregten Gesprächen und viel Gelächter.
Außerdem verbrachte ich ein paar Vormittage damit,
Animal Aid Unlimited zu besuchen und dort ehrenamtlich zu arbeiten, einer sehr inspirierenden Rettungsorganisation und Tierheim am Stadtrand von Udaipur. Es war großartig, mit Jim und Claire von der Gründerfamilie sowie mit Neha, Rachel und Kamla zu sprechen, die mir von den Schwierigkeiten erzählten, die die Organisation in Zeiten von COVID durchgemacht hatte. Glücklicherweise hatte sie überlebt und es kamen wieder internationale Freiwillige. Auch die meisten der langjährigen Mitarbeiter, die ich vor vier Jahren kennengelernt hatte, waren immer noch da, was ich sehr ermutigend fand.
Ich kam mitten in den Holi-Feierlichkeiten (dem indischen Frühlingsfest der Farben) an, wo es Brauch ist, sich gegenseitig mit farbigem Pulver zu bestreuen. Ich hatte naiver Weise geglaubt diesem Brauch bei Animal Aid zu entkommen, aber keine Chance! Holi ist nunmal Holi, und in Indien feiert das wirklich jeder!
Als nächstes nahm ich einen Zug von Udaipur nach Bundi, was meiner Meinung nach einer der romantischsten Orte Indiens ist. Die Atmosphäre im alten Stadtteil ist ausgesprochen märchenhaft. Der Ort ist umgeben von alten Hügeln und zwei beeindruckenden (verlassenen) Festungen mit Blick auf einen Wassertank. Eines der Schlösser ist mit prächtigen blaugrünen Miniaturgemälden an den Wänden geschmückt.
Der innere Kern der Stadt verfügt über alte Havelis mit wunderschönen Wandgemälden, die traditionelle Motive wie Elefanten, Pfauen, Tigerjagdszenen und hinduistische Gottheiten wie Durga oder Ganesha darstellen. Es wird gemunkelt, dass Rudyard Kipling vom Charme Bundis fasziniert war und sich während der Arbeit an seinem Roman „Kim“ kurz in einem der Paläste am Stadtrand aufhielt. Der Ort ist noch weitgehend vom Tourismus unberührt und erinnert mich an das Indien, das ich vor über 40 Jahren kennengelernt hatte.
Ich habe auch einige der Baoris (Stufenbrunnen) von Bundi noch einmal besucht. Dabei handelte es sich um beeindruckende, riesige Zisternen, die im Mittelalter auch Bauwerke sozialer Bedeutung waren, da sie gleichzeitig als Versammlungsorte für die Stadtbevölkerung genutzt wurden.
Obwohl seit meinem letzten Besuch in Bundi mehr als zehn Jahre vergangen waren, war es bemerkenswert, dass das Schicksal (oder vielmehr die Synchronizität) mich mit denselben Menschen zusammenführte, mit denen ich damals befreundet war. Einer von ihnen war mein Thukthuk-Fahrer Antrim, der vor Freude laut lachte, als ich ihm ein Foto von sich als jungem Mann zeigte. Ein weiterer alter Freund war Manish, jetzt Besitzer eines Antiquitätenladens, der mir in der Vergangenheit an seinem bescheidenen Stand einige Miniaturgemälde verkauft hatte. Ich hatte einen wunderbaren Aufenthalt im
Katkoun Haveli, wo ich ein wunderschönes Zimmer bewohnte, mit Blick auf den Palast oben auf dem Berg. Sogar die freundliche Familie, die dieses Gästehaus betreibt, waren alte Freunde aus der Vergangenheit. Ich war traurig, Bundi zu verlassen.
Weiter führte mich meine Reise in den berühmten hinduistischen Pilgerort Pushkar in der Nähe von Ajmer. Ich ließ mich in meinem komfortablen Dachzimmer mit herrlichem Seeblick nieder und genoss Tag und Nacht die Atmosphäre der intensiven Puja-Klänge. Es gab ein ständiges Kommen und Gehen gläubiger Hindu-Pilger. Außerdem fand während meines Aufenthalts ein großes Fest statt und es gab Prozessionen von Menschen, die als Hindu-Gottheiten verkleidet waren und auf Sänften getragen wurden. Ich hatte das Glück auf diese Weise den Segen von Lord Shiva zu erhalten! An der Hauptstraße fand ich ein fantastisches veganes Dachrestaurant, das von zwei entzückenden Schwestern geführt wurde, die viel Zeit in meinem früheren Lieblingsort Rishikesh verbracht hatten. Ich verbrachte meine Tage damit, Tempel zu besuchen und Spaziergänge zu machen, mir farbenfrohe Kleidungsstücke schneidern zu lassen, mich mit Menschen zu unterhalten, Tee zu schlürfen und Romane von Chitra Banerjee Divakaruni zu lesen.
Als nächstes ging es zur „blauen Stadt“ Jodhpur, wo mich mein Freund Khete Khan aus Jaisalmer am Bahnhof traf, denn er verbrachte dort eine Stunde auf dem Weg nach Delhi, wo er mit der berühmten Manganiyar Seduction von Abel Royston auftreten wollte. Dies ist sicherlich eine einzigartig kreative und sowohl visuell als auch akustisch faszinierende Superproduktion traditioneller Manganiyar-Volks- und Sufi-Musik, die bereits mehrfach erfolgreich um die Welt getourt ist. Khete stellte mir einige der anderen Musiker vor (insgesamt sind es etwa 45), darunter den genialen Devu Khan, einen bekannten Khartal-Spieler und den charismatischen Dirigenten der Manganiyar Seduction.
Khete begleitete mich zu meinem Gästehaus in der Altstadt mit toller Aussicht auf die Festung, und machte sich alsdann auf den Weg zurück zum Bahnhof. Ich verbrachte ein paar Tage damit, durch die engen Gassen und den farbenfrohen Sadar-Basar zu schlendern, Kunsthandwerksbetriebe zu besuchen und einfach bei einer Tasse Kaffee mit Leuten zu plaudern und mich auszuruhen.
Dann bestieg ich einen Zug in die „goldene Stadt“ Jaisalmer im Herzen der Thar-Wüste, wo ich spät abends ankam und im
Mudmirror Gästehaus eincheckte, meiner Lieblingsunterkunft im Fort neben dem Jain-Tempel, die von alten Freunden von mir geführt wird, den Brüdern Surya und Lala.
Jaisalmer fühlt sich für mich wie zu Hause an. Ich war in der Vergangenheit schon oft dort und habe dort eine Reihe von Freunden, insbesondere innerhalb der Gemeinschaft der Manganiyar-Musiker in der Kalakar-Kolonie. Die Manganiyars sind eine Kaste erblicher Barden, die Musik buchstäblich in ihrer DNA zu haben scheinen – man müsste sie auftreten sehen, um mir zu glauben! Sie erlernen die Musikkunst von früher Kindheit an, das Wissen wird von Generation zu Generation weitergegeben. (Für weitere Informationen mag der Film ‚
Manganiyar Childhood‚ dienen). Ihr Repertoire ist unglaublich vielfältig, von traditioneller Rajasthani-Folk, Kalbeliya-Tanzmusik (Zigeunermusik), traditionellen Hindu-Bhajans (hinduistischen Andachtsliedern) bis hin zu Sufi-Musik und sogar ihren eigenen Kompositionen!
Ich verbrachte Zeit damit, meine langjährigen Manganiyar-Musikerfreunde in ihren Häusern zu besuchen, gemeinsame Mahlzeiten, Musik und Gelächter zu genießen, insbesondere mit dem legendären Chugge Khan von
Rajasthan Josh, dem brillanten Khete Khan von
Jaisalmer Boys und ihrem jüngeren Bruder, dem Wunderkind Salim Khan von
Jaisalmer Beats . Es war Salim, der mich zum ersten Mal mit der Familie und der Gemeinschaft der Musiker der Kalakar-Kolonie bekannt gemacht hatte, was für mich eine lebensverändernder Einschnitt war.
Ich besuchte auch ein paar Musikvorstellungen in der Wüste, bei denen einige meiner Freunde und deren Verwandte spielten.
Bei einer anderen Gelegenheit organisierte ich mit meinem Freund Khete und den Jaisalmer Boys ein wunderbares Privatkonzert in meinem Gästehaus. Auf unserer nächsten Gruppenreise „
Rajasthan from the Inside“ (25. Februar – 9. Mãrz 2024), arbeiten wir eng mit der Manganiyar-Gemeinschaft zusammen und haben die Möglichkeit, ihre wunderbare Musik und Tänze zu erleben.
Eines Tages lieh ich mir Chugges Auto aus und wir machten einen kleinen Gruppen-Ausflug in die Wüste und besuchten das Khaba-Fort, die verlassene Stadt Kuldara und einige prächtige Jain-Tempel inmitten der Thar Wüste.
Ein anderes Mal fuhr ich mich mit Jonas und Anna, meinen deutschen Freunden, in die Außenbezirke von Jaisalmer, um Morchangs (Mundorgeln) zu kaufen, die zu einem wichtigen Instrument für die Manganiyar-Musiker geworden sind.
Meine letzte Station auf dieser Reise war die „rosa Stadt“ Jaipur, ein Ort, zu dem ich persönlich eine Hassliebe pflege. Zugegeben, es gibt viele wirklich faszinierende Sehenswürdigkeiten innerhalb der Stadt und in der näheren Umgebung. Es ist jedoch auch ein Ort, der mich aufgrund des Lärmpegels, der Umweltverschmutzung, der Menschenmassen und der Schlepper leicht stressen kann. Während ich vor dem berühmten Amber Fort anhielt, wo ich für ein klassisches Foto posierte, entschied ich mich jedoch, es wegen Overtourism und Elefantenmissbrauch nicht zu besuchen.
Stattdessen besuchte ich einige fantastische Stufenbrunnen in der Nähe und auch das sehr interessante Anoukhi-Textilmuseum. Ein wirklich lohnenswerter Ausflug war der Galtaji-Tempel, ein alter hinduistischer Pilgerort etwa 10 km außerhalb der Stadt, der für seine natürlichen Quellen und die Hunderten von Makakenaffen bekannt ist, die sich hier frei bewegen.