Am Jahresanfang wurde mir eine großzügige Spende von einem sehr netten Ärzteehepaar aus den USA anvertraut, für die ich vor zwei oder drei Jahren eine Reise in Cusco und Umgebung organisiert hatte. Sie hatten mich gefragt, für welchen Zweck sie in Peru spenden könnten, und ich hatte ihnen erzählt, dass in der gegenwärtigen Pandemie viele Menschen hungerten, besonders in einigen abgelegenen ländlichen Gebieten. Also kamen wir auf die Idee, Lebensmittelpakete zu verteilen.
Da wir uns in unserer wunderschönen Lodge in Limatambo in Quarantäne befanden, war es sinnvoll, uns auf Menschen, die in unserer eigenen Region leben zu konzentrieren. Ich war überglücklich eine Verbündete in Silvia Mendoza Meza, der Präfektin von Limatambo, zu finden, die sich sofort bereit erklärte, mir zu helfen. Sie identifizierte sehr effizient genau alle Menschen der Region, die dringend Hilfe benötigten, meist waren es verlassene Quechua Greise und alleinstehende Mütter. Sie alle hatten während der Pandemie und vor diesem Zeitpunkt keinerlei Unterstützung erhalten.
Wir kauften Grundnahrungsmittel in Säcken ein, wie etwa Reis, Quinoa, Hafer und Zucker, und verpackten sie in kleinere Portionen. Außerdem kauften wir Kakao, Nudeln und Sonnenblumenöl ein,sowie Avocados und Orangen, und packten 20 großzügige Lebensmittelpakete mit einem Gewicht von jeweils rund 15 kg.
Insgesamt waren es drei Hilfsaktionen, da die meisten Orte eher abgelegen waren und einige von ihnen nur über Schotterstraßen in schlechtem Zustand zu erreichen waren. Auf der ersten Fahrt bekamen wir auch Hilfe von unseren Freunden, Erika Diaz und Agustin Liebana von der Hacienda Sondorf in Tarawasi, und ihren beiden lieben Kindern, Male und Mate.
Während unserer Lebensmittelverteilungen wurden wir mit extremer Armut und traurigen Realitäten konfrontiert. Wir trafen eine hart arbeitende alleinstehende Frau, die sich allein um ihre behinderten erwachsenen Kinder kümmern musste. Auch trafen wir eine Greisin, die sich um ihre gebrechliche ältere Schwester kümmern musste, die nicht mehr von ihrem Bett aufstehen konnte. Diese alte Dame wischte sich die Tränen ab, als sie mit uns darüber sprach, welche Ohnmacht sie empfand, ihrer Schwester nicht aus dem Bett helfen zu können, damit sie ihre Notdurft erledigen konnte. Wir kauften eine Bettpfanne und Windeln für Erwachsene für ihre Schwester, aber als wir sie zehn Tage später wieder besuchten, war die bettlägrige Groβmutter bereits verstorben.
Eine andere Begegnung, die mir im Gedächtnis bleibt, war der Besuch bei einem sehr alten kinderlosen Paar, das außerhalb von Limatambo in den ärmsten Verhältnissen lebte. Die alte Frau war taub, aber ansonsten sehr fit. Mir wurde gesagt, dass sie jeden Tag nach Limatambo ging, um in einem der Restaurants vor Ort für ein paar Nahrungsmittel auszuhelfen. Ihr Mann litt an Krebs auf einem Auge. Armando und ich besuchten das Paar ein paar Wochen später und brachten ihm Avokados aus dem Garten mit. Der alte Mann war allein auhause und fing an zu weinen, als ich ihm die Avocados übergab. Er umklammerte meine Hand und wollte mich nicht mehr gehen lassen. Ich versprach, dass ich ihn bald wieder besuchen würde. Ich ahnte nicht, dass dies unser letztes Treffen sein würde. Ein paar Tage später rutschte er vor seinem baufälligen Haus aus und starb.
Die Präfektin teilte mir die Lebensgeschichten aller Personen, die wir besucht hatten, mit. Einige von ihnen hatten ein wirklich tristes Dasein. Ich denke an die Witwe die in einer Bauruine lebt, da sie mittellos wurde, als ihr Mann starb, oder an die junge mutige Frau, die ihre beiden kleinen behinderten Kinder ganz allein groβzieht.
Eine Groβmutter schrie vor Freude: „Der Herr hat meine Gebete erhört!“, andere schluchzten vor Rührung, eine andere Groβmutter umarmte mich. Ich bin dankbar, dass ich im Auftrag unserer lieben Spender für einige Menschen die Not etwas lindern konnte. Ein herzliches Dankeschön an unsere Spender!!